Allgemeine Urologie

Onkologie

Wenn die Diagnose Krebs gestellt wird, ist die Verunsicherung beim Patienten oft sehr groß

Vor allem in dieser Phase geht es darum, schnell die nötigen medizinischen Schritte einzuleiten und dem Patienten Rückhalt zu geben. Wir sind uns dieser sensiblen Phase sehr bewußt und versuchen unser Bestes, um dem Patienten zu helfen.

„Viele urologische Tumore sind sehr gut behandelbar.“

Dr. Oliver Gralla

Prostatatumor

Prostatakrebs ist der häufigste Krebs beim Mann und wird bei knapp 60.000 Patienten pro Jahr alleine in Deutschland entdeckt. Die Prävalenz (Anteil von Männern, die einen Tumor haben, es aber nicht wissen) ist allerdings noch weit höher. Man geht davon aus, dass 50% aller über 70jährigen einen klinisch nicht auffälligen Prostatakrebs haben. Trotzdem sterben pro Jahr in Deutschland ca. 11.000 Patienten an den Folgen des Tumors.

Das Prostata spezifische Antigen (PSA), ein Laborwert, der durch eine Blutabnahme bestimmt werden kann, bietet eine Möglichkeit, das Risiko für einen Tumor abzuschätzen, bevor Symptome durch den Tumor entstehen. Wir führen diese Bestimmung in unserem eigenen Labor mit modernsten Verfahren durch.

Ein Prostatatumor sollte in Abhängigkeit vom Alter des Patienten und von der Bösartigkeit des Tumors behandelt werden. Hierzu stehen verschiedenste Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:

Medikamentös

Hierbei handelt es sich zunächst um hormonelle Therapien, indem das männliche Sexualhormon Testosteron entzogen wird. Prostatatumore sind hormonabhängig und reagieren meist gut und für Jahre auf die Entzugstherapie. Das Testosteron kann durch Gabe von Spritzen unterdrückt werden, theoretisch kann auch das Hodengewebe entfernt werden. Sollte die alleinige Hormontherapie nicht mehr ausreichen, gibt es verschiedene weitere Möglichkeiten, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern oder zu verlangsamen.

Bestrahlung

Man unterscheidet grob zwischen der externen Bestrahlungstherapie (Die Strahlen treffen von außen durch die Haut auf die Prostata) und der internen Bestrahlungstherapie. Hierbei kann entweder eine Strahlenquelle (etwa reiskorngroß) über Hohlnadeln für nur wenige Minuten mit einer hohen Strahlendosis in die Prostata eingebracht werden. Die Strahlenquelle und die Hohlnadeln werden nach dem Eingriff wieder entfernt. Man kann aber auch Strahlenquellen in der Prostata verteilen und diese dort für immer belassen, so dass eine ständige niedrigdosierte Bestrahlung von innen heraus erfolgt. Alle Verfahren haben ihre Chancen und Risiken. Lassen Sie sich am besten von Ihrem Urologen oder von einem Strahlentherapeuten beraten.

Operation

Bei den Operationen unterscheidet man zwischen dem konventionellen offenen und dem sogenannten laparoskopischen (Bauchspiegelungs-) Verfahren. Beim Bauchspiegelungsverfahren kann über lange Operationsinstrumente und eine Kamera die OP über einen Bildschirm erfolgen, ohne dass der Bauch eröffnet werden muss. Neuerdings gibt es auch Operationsroboter, die vom Operateur gesteuert werden. Alle Verfahren haben ihre Vor- und Nachteile. Am wichtigsten ist, dass der Operateur die von ihm angewendete Technik bis zur Perfektion beherrscht, dann sind mit jedem Verfahren nahezu gleich gute Ergebnisse zu erzielen.

Aktive Überwachung

In bestimmten Situationen – also in Abhängigkeit vom Alter des betroffenen Patienten und der Art des Tumors – kann auch bei einem sicher diagnostizierten Prostatakrebs guten Gewissens eine abwartende Haltung eingenommen werden. Abwarten heißt hierbei nicht „Nichts tun“, sondern beschreibt eher eine engmaschige Überwachungsstrategie. Sollten während der Überwachung keine Veränderungen des Tumorstatus auffallen, kann weiterhin auf eine Therapie, die möglicherweise die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen kann, verzichtet werden.

„Durch eine gewissenhafte Nachsorge kann eine Tumorwiederkehr früher entdeckt und dann besser behandelt werden.“

Dr. Marc Birkhahn

Blasen-, Harnleiter- und Nierenbeckentumor

Blase, Harnleiter und Nierenbecken sind mit der gleichen Schleimhaut ausgekleidet. Da die Blase von der Oberfläche her den größten Anteil hat, sind Blasentumore auch mit Abstand am häufigsten. Harnblasenkarzinome machen etwa 3% aller bösartigen Tumore aus. In Deutschland erkranken jedes Jahr knapp 30.000 Personen an einem bösartigen Tumor der Harnblase. Männer sind etwa zweieinhalb Mal so häufig betroffen wie Frauen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt für Männer bei 70 und für Frauen bei 73 Jahren, allerdings sind auch weitaus frühere Krankheitsverläufe bekannt. Der Risikofaktor schlechthin für das Entstehen dieser Krebsarten ist das Rauchen. Ein erstes Symptom ist meist eine schmerzlose Blutung aus der Blase, bei einer Blasenspiegelung erfolgt die Diagnose. Bei einer operativen Therapie wird zunächst der Tumor über die Harnröhre wie bei der Blasenspiegelung mit einem elektrischem Gerät abgetragen. Je nach Eindringtiefe des Tumors in die Blasenwand und abhängig vom Grad der Bösartigkeit wird weiterhin eine regelmäßige Kontrolle, eine weiterführende Therapie mit regelmäßigen Blasenspülungen oder in manchen Fällen eine größere Operation mit Entfernung der kompletten Blase empfohlen. Ist der Harnleiter oder das Nierenbecken betroffen, wird in den meisten Fällen sofort das Organ samt Harnleiter und einem kleinen Teil der Blase operativ entfernt.

Nierentumor

Nierenkrebs ist eine relativ seltene Tumorerkrankung. Etwa 2 Prozent aller Krebsgeschwüre sind Nierenzellkarzinome. Zu zwei Drittel sind Männer betroffen. Die Zahl der Neuerkrankungen in Deutschland liegt bei etwa 10.000/Jahr und ist weltweit ansteigend, der Grund dafür ist letztlich nicht bekannt, dürfte aber aus einer Verbesserung der diagnostischen Möglichkeiten resultieren. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei Männern bei ca. 65 Jahren, bei Frauen bei etwa 70 Jahren. Eine Heilung ist fast nur durch eine operative Entfernung des Tumors zu erzielen. Hierbei wird immer häufiger eine nierenerhaltende Vorgehensweise durchgeführt, um die gesunden Anteile der Niere zu erhalten. Bei sorgfältiger Durchführung ist die Prognose vergleichbar mit einer radikalen Operation. In einigen Fällen kann ein Tumor nicht operativ entfernt werden, dann kann der Tumor durch Einbringen von speziellen Nadeln „vereist“ oder „verkocht“ werden.

Nebennierentumor

Tumore der Nebennieren sind sehr selten. Da die Nebennieren die Stresshormone produzieren, sollten sie erst nach einer ausführlichen Diagnostik operativ entfernt werden, um keine intraoperativen Risiken zu verursachen.

Hodentumor

Hodentumore sind relativ selten, pro Jahr werden in Deutschland nur ca. 5.000 neue Fälle diagnostiziert. Allerdings ist diese Tumorart dennoch von großer Bedeutung, da sie die mit Abstand häufigste Krebsart bei jungen Männern zwischen 20 und 45 Jahren darstellt. Der Behandlungserfolg liegt bei den früh gefundenen Formen bei nahezu 100%.

Bei den Hodentumoren werden zwei Gruppen unterschieden: Die reinen Seminome und die Gruppe der Nicht-Seminome. Je nach Tumorart, Größe, Ausbreitung und Anhand einiger definierter Faktoren stehen jeweils verschiedene Therapien zur Auswahl, wobei zunächst der betroffene Hoden immer entfernt werden sollte. Anschließend können sich je nach Situation eine Bestrahlung, verschiedene Chemotherapien, bestimmte Operationen oder auch eine aktive Überwachung anschließen. In einigen Fällen kann auch beim Hodentumor eine organerhaltende Operation erfolgen.

Penistumor

Tumore des Penis sind ebenfalls sehr selten mit nur ca. 600 Neuerkrankungen/Jahr in Deutschland und betreffen im Gegensatz zu den Hodentumoren eher den älteren Mann ab 65 Jahren. Je nach Größe des Tumors muss befallenes Gewebe entfernt werden, wobei in speziellen Klink gute kosmetische Ergebnisse erzielt werden können. Bei einigen Frühformen kann eine Laser-Therapie ausreichend sein. Beim Peniskrebs ist eine genaue Untersuchung der Lymphknoten in den Leisten wichtig, da diese häufig mit befallen sind und die Prognose der Erkrankung entscheidend beeinflussen können.