Feigwarzen, die medizinisch als Condylomata acuminata oder Kondylome bezeichnet werden, sind eine spezielle Form von Warzen, die vor allem im Genitalbereich auftreten.
Im englischsprachigen Raum werden sie meist als genital warts („Genitalwarzen“) bezeichnet. Beim Mann kommt es vor allem am Penis und im Schambereich, aber auch im Analbereich, zu oft mehreren, anfangs kleinen später bis zu erbsgroßen Warzen. Häufig kommt es zu kleinen Blutungen oder Verschorfungen der Befunde. Verursacht werden Feigwarzen durch eine spezielle Art von Viren: die sogenannten HPV.
Dr. Oliver Gralla
Im Warzengewebe findet sich eine hohe Viruskonzentration, sodass sich die Warzen durch abgeschilferte Zellen oder Blut verteilen können.
Solange bei Ihnen sichtbare Warzen vorhanden sind, sind Sie dadurch für Ihre Partnerin oder Partner ansteckend. Da sehr häufig Stellen betroffen sind, die sich nicht durch ein Kondom abdecken lassen, ist nur sexuelle Karenz ein wirklicher Schutz vor dem Anstecken der anderen Person.
Aber auch bei Ihnen wachsen und vermehren sich die Warzen unbehandelt zum Teil sehr schnell. Aus einem oder wenigen kleinen „Stippchen“ können innerhalb von wenigen Wochen große Befunde entstehen, die sich über ganzen Penis, den Hodensack, die Leiste bis zum Analbereich verteilen.
Im Warzengewebe findet sich eine hohe Viruskonzentration, sodass sich die Warzen auf dem eigenen Körper verteilen können.
Eine große Gefahr besteht dabei insbesondere bei der Genitalrasur. Wird auch nur ein kaum sichtbares Condylom mit der Rasierklinge verletzt, kann dies eine Aussaat an Condylomen im gesamten Rasurbereich nach sich ziehen. Daher: Bei der Diagnose von Feigwarzen bis auf weiteres auf die Intimrasur verzichten. Enthaarung mit Enthaarungscremes hingegen sind unbedenklich!
Feigwarzen sind durch Viren verursacht, die man als humane Papillomaviren oder HP-Viren bezeichnet. Humanes Papillomavirus bedeutet übersetzt „menschliches Warzenvirus“. Oft wird auch von HPV Viren gesprochen, obwohl das an sich nicht ganz korrekt ist. Man kennt mittlerweile über 120 verschiedene Subtypen von HP-Viren. Diese Typen werden in zwei Gruppen „high risk“ und „low risk“ unterteilt. Das „Risiko“ bezieht sich dabei auf das Risiko Krebs zu erzeugen: Dabei ist das Risiko gemeint, Gebärmutterhalskrebs bei der Frau auszulösen. Dieses krebserregende Risiko von HPV Viren ist gut untersucht.
Feigwarzen sind meist anfangs kleinere leicht erhabene Hautveränderungen, die dunkel verfärbt sein können. Typ: Mit der Handykamera und der Taschenlampenfunktion lassen sie sich besser erkennen.
Die Diagnose von Feigwarzen beim Arzt erfolgt in der Regel durch eine klinische Untersuchung. Mit einem speziellen Hautmikroskop, dem sog. Dermatoskop, kann man die Befunde meist durch die typische Oberflächenstruktur sichern bestätigen. Dies ist für den Ungeübten allerdings schwierig. Im Zweifel gehen Sie bitte zu einem geschulten Arzt.
Zudem kann ein HPV-Test mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) durchgeführt werden, um die spezifischen Virustypen zu identifizieren.
Es gibt die Möglichkeit Feigwarzen durch spezielle Salben oder Tinkturen zu behandeln.
Auch Teebaumöl oder hochdosierte Essigsäure aus der Apotheke kann mitunter schon ausreichen. Kleine Befunde lassen sich damit oft gut behandeln, aber man muss sich auf eine lange Behandlungsdauer einstellen. Die Therapie wird zum Teil bis zu 16 Wochen empfohlen. Leider ist die Rate der Wiederkehr der Befunde hoch.
Feigwarzen treten nicht nur am Penis, sondern im gesamten Genitalbereich, einschließlich Leisten, Schambeinbereich und Hodensack auf. Insofern reichen Kondome nicht aus, um sich sicher gegen eine Infektion zu schützen. Sofern die Feigwarzen nicht sicher mit einem Kondom zu verhindern sind, sollte in der Zeit, in der noch sichtbare Feigwarzen vorhanden sind, zur Sicherheit kein Geschlechtsverkehr erfolgen, um einen Ping-Pong Effekt zu vermeiden.
Die Behandlung von Feigwarzen im Analbereich findet beim Proktologen (Enddarmarzt) statt.
In unserer Praxis führen wir eine umfassende Untersuchung durch, um gemeinsam mit Ihnen die für Sie optimale Behandlungsmethode zu finden.
Diese Behandlungsmethode eignet sich insbesondere für Patienten mit großflächigen oder hartnäckigen Condylomen, die mit konventionellen Methoden wie Salben oder chirurgischen Eingriffen nicht zufriedenstellend behandelt werden konnten.
Die low risk HP-Viren sind die häufigsten Verursacher von Feigwarzen. Die Untertypen HPV 6 und HPV 11 sind die häufigsten Arten. Sie ändern den in den Zellen verankerten Bauplan so, dass nicht mehr gesunde Haut, sondern Genitalwarzen entstehen. In den äußerlich sichtbaren Warzen sind sie in hoher Konzentration nachweisbar. Blut oder Hautpartikel aus den Warzen können deshalb zur Ansteckung von Sexualpartnern, aber auch von, bis dahin gesunder Haut, führen (Achtung: Genitalrasur!). Nach Entfernung oder Heilung der äußerlichen Warzen können die Viren in den tiefen Hautschichten versteckt bleiben und zu erneuten Ausbrüchen führen. Diese tiefsitzenden HPV Viren sind allerdings nicht mehr ansteckend. High Risk HPV hingegen führen zusätzlich zu einer erhöhten Gefahr, dass es bei der Frau zu Gebärmutterhalskrebs kommen kann.
Bei Männern erhöht eine HPV Infektion das Risiko für Analkrebs (Tumoren im Afterbereich) und Peniskrebs (ein spezieller Hauttumor im Penisbereich). Allerdings sind dies beides sehr, sehr seltene Tumoren. Analkrebs kommt zudem vor allem bei Patienten mit schweren Immunstörungen wie AIDS. Als Mann brauchen Sie sich also um die Krebsgefahr keine wirklichen Sorgen zu machen. Feigwarzen bleiben aber auch so sehr unangenehm.
Sofern bei Ihrer Frau ein Befall mit HPV Viren festgestellt wurde, sollten Sie sich urologisch untersuchen lassen. Zunächst wird der Hautzustand, am besten unter Zuhilfenahme einer Vergrößerung, eines Dermatoskops, beurteilt.
Wenn keine Hautveränderungen sichtbar sind, ist zur zusätzlichen Sicherheit ein Hautabstrich zum direkten Nachweis des Erregers (der HPV DNA) möglich. Hierbei können eine Vielzahl der wichtigen high risk HPV direkt nachgewiesen werden. Hierzu gewinnen wir durch „Abrubbeln“ der Haut mit einer kleinen Biopsiebürste an der Außenhaut des Penis und der Eichel Hautmaterial, dass dann in einem speziellen Test, der sogenannten PCR, untersucht wird. Ein positiver HPV-Test kann helfen, das Risiko besser einzuschätzen und gegebenenfalls engmaschigere Kontrollen zu veranlassen.
Nach erfolgreicher Behandlung ist es wichtig, regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchzuführen, da Feigwarzen häufig wiederkehren können. Das Risiko dafür liegt bei 40-50%. Ein starkes Immunsystem kann dazu beitragen, das Risiko eines Wiederauftretens zu minimieren. Daher wird ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Stressreduktion empfohlen.
Es existiert ein hochwirksamer Impfstoff, der gegen die 9 wichtigsten HPV Typen zuverlässig schützt („Gardasil 9“). Die Impfung wird für alle Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr empfohlen. Lassen Sie Ihre Kinder also unbedingt impfen, um ihnen Feigwarzen zu ersparen!
Macht nun die Impfung bei Männern Sinn, die schon Feigwarzen habe? Es sit so, dass einige Studien eine Halbierung des Risikos der Wiederkehr von Feigwarzen gezeigt haben.
Allerdings wird die Impfung in den aktuellen Leitlinien nicht empfohlen, da es leider so ist, dass bei Erwachsenen die Immunreaktion deutlich schwächer und damit die Wirkung der Impfung an sich schwächer ist. Zudem ist der Impfstoff für Männer eigentlich überhaupt nicht vorgesehen, sondern nur für Kinder bzw junge Erwachsene zugelassen. Dadurch übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten der Impfung (ca. 500 Euro) nicht.
Wir führen die Impfung gegen diese Art von Warzen unter bestimmten Umständen in der Urologie am Ring durch, so zum Beispiel bei sehr häufigem Auftreten. Das Für und Wider muss allerdings sehr sorgfältig besprochen werden.
Im Jahre 2024 gab es vielversprechende Entwicklungen in der Forschung zu HPV, insbesondere im Bereich therapeutischer Impfstoffe. Diese zielen darauf ab, bestehende HPV-Infektionen gezielt zu bekämpfen, indem das Immunsystem aktiviert wird, um HPV-infizierte Zellen effektiv zu zerstören.
Eine Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Müller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, hat gezeigt, dass solche Impfstoffe vielversprechende Ergebnisse liefern. Patienten, die mit einem therapeutischen Impfstoff behandelt wurden, zeigten eine deutlich Rückbildung von Feigwarzen und eine Minderung des Risikos für Rückfälle. Diese Entwicklungen könnten zukünftig die Behandlung von Feigwarzen revolutionieren. Die Studien sind allerdings noch früh in den klinischen Phasen der Prüfung. So ist es bislang (Stand Anfang 2025) von nicht klar, ob der Wirkstoff für den Menschen sicher ist.
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