Viele Frauen denken beim Thema Urologe zunächst einmal nur an „Männerarzt“. Aber natürlich gibt eine Vielzahl von Erkrankungen mit denen Sie bei uns richtig aufgehoben sind: Zunächst gibt es Erkrankungen, die sowohl Männer als auch Frauen betreffen: wie z.B. Nierensteine oder Tumoren von Blase, Harnleiter und Niere. Daneben behandeln wir im Spezialbereich Urologie der Frau („Urogynäkologie“) die urologischen Erkrankungen die besonders bei Frauen vorkommen.
Dieser Bereich ist einer der besonderen Schwerpunkte der Urologie am Ring von Dr. Oliver Gralla und Dr. Marc Birkhahn. Mit einem Anteil von 30-40% behandeln wir für eine Praxis für Urologie sehr viele Frauen. Zudem sind wir zertifizierte Beratungsstelle der Deutschen Kontinenzgesellschaft und müssen daher unsere Qualifikation regelmäßig nachweisen.
Dr. Marc Birkhahn
Ungefähr jede 10. Frau in Deutschland leidet an immer wiederkehrenden Blasenentzündungen, aber jede zweite Frau kennt Blasenentzündungen. Die Entzündungen treten sowohl bei jungen als auch bei reiferen Patientinnen auf. Typische Symptome sind Schmerzen beim Wasserlassen, häufiger und starker Harndrang, ohne dass große Mengen Urin ausgeschieden werden können und ggf. auch sichtbares Blut im Urin. Erreger sind meist normale Darmkeime, die im Darm selbst keine Probleme machen.
Mit einer gelegentlichen Blasenentzündung können die meisten Frauen gut leben, aber sehr häufige Blasenentzündungen bedeuten eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität. Bei vielen Patientinnen kommt es zu einem regelrechten Vermeindungsverhalten von auslösenden Situationen wie sportlichen, sozialen oder auch intimen Aktivitäten.
Das Standardverfahren der Behandlung besteht in einer Therapie mit Antibiotika, die auch meist gut helfen. Sie verhindern allerdings keine Infekte. Es ist sogar so, dass das Risiko einer erneuten Infektion in der ersten Zeit nach einer Antibiotikaeinnahme erhöht ist. Die allgemeinen Empfehlung bestehen in einer Antibiotikatherapie bei Bedarf oder einer Langzeitbehandlung mit Antibiotika über Monate oder gar Jahre.
Wir setzen eine solche antibiotische Therapie natürlich auch ein, aber versuchen zu klären, ob es nicht auch bessere und gezieltere Therapiemöglichkeiten gibt. Einige Untersuchungen dienen zunächst einmal dazu zugrundeliegende Faktoren oder Verhaltensweisen auszudecken. Neben dem Gespräch, sind eine genaue Urinuntersuchungen zur Identifikation des Bakterientyps, des Wasserlass-Verhaltens und eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll. In speziellen Fällen können dann auch weitere Untersuchungen wie Blasenspiegelungen oder Röntgenuntersuchungen notwendig werden.
Antibiotika wirken zwar gut auf die akute Entzündung, verhindern aber nicht den nächsten Infekt. Wichtig sind deshalb zunächst einmal:
Dr. Oliver Gralla
Pflanzliche Therapien sind zum Beispiel Cranberries (zugegebenermaßen haben die meisten Patientinnen, die zu uns kommen, das schon versucht), Bärentraubenblätter, Goldrutenextrakt oder Meerrettichwurzelextrakt.
Natürliche Therapien der Blasenentzündungen sind u.a. das Ansäuren des Urins mit z.B. L-Methionin, eine Therapie mit Forskolin zur besseren Präsentation und Angreifbarkeit der Erreger oder der Einsatz von D-Mannose, um das Andocken der E.coli an der Blasenwand zu verhindern.
Zudem ist es wichtig das Scheidenmileus z.B. mit Laktobazillen oder anderen pflanzlichen Präparaten zu optimieren. Bei etwas reiferen Damen kann auch eine örtliche hormonelle Behandlung sinnvoll sein.
Wiederherstellung der inneren Schutzschicht der Blasenschleimhaut: Bei chronischen Infekten oder speziellen Infektionsformen kann diese innere Schutzschicht, die sog. Proteoglykanschicht, defekt sein. Dies führt zu einer Chronifizierung der Erkrankung und mitunter starken Schmerzen. Der Ersatz erfolgt durch Spülbehandlungen (Instillationen) der Blase.
Impfungen: Genau genommen handelt es sich dabei eigentlich nicht um Impfungen, sondern um Anpassungen (Modulationen) des Immunsystems. Das Ziel ist es dabei durch eine Therapie mit Oberflächenstrukturen von Bakterien eine spezifischere und effektivere Abwehrlage der Blase zu schaffen. Zur Verfügung stehen dabei Tabletten (Urovaxom), Mischung von industriell hergestellten Bakterienstämmen (Strovac) und speziell personalisierte individuelle Impfstoffe (Autovakzinationen). Da Harnwegsinfektionen meist durch eigentlich körpereigene Darmbakterien ausgelöst werden, ist gerade der Ansatz einer Impfung mit individuellen Impfstoffen sehr sinnvoll. Dies ist jedoch sicher ein Verfahren, dass nur von wenigen Praxen angeboten wird.
Bei allen Möglichkeiten einer dauerhaften Besserung sollten Sie als Patientin mit Hang zu häufigen Harnwegsinfekten – und sei es nur zur eigenen Beruhigung – immer eine Notration blasenspezifischer Antibiotika im Haus haben. Sie ersparen sich so manche unangenehme Nacht oder hektische Suchen nach einer Not-Apotheke am Wochenende.
Obwohl Blasenentzündungen ein großes Problem gerade bei Frauen ist, sind wirklich gute Studien, wie man Blasenentzündungen verhindert – außerhalb von Antibiotika – eine Rarität. Eine der besten Studien stammt aus der Dezemberausgabe 2013 des Journal of Urology, der Zeitschrift der Amerikanischen Gesellschaft für Urologie (Beerepoot MAJ et al. Nonantibiotic prophylaxis for recurrent urinary tract infektions: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled studies. Journal of Urology, Vol 190, 1981-1989, Dec 2013).
Die Forschergruppe aus Amsterdam hat dabei medizinische Datenbanken nach qualitativ hochwertigen Studien zu diesem Thema untersucht. Ich fand es enttäuschend, dass es gerade mal 17 Studien weltweit gab, die den Kriterien entsprachen.
Im Bereich der pflanzlichen Präparate wurde eine positive Wirkung für Meerrettich Extrakt (z.B. Angocin) und noch mehr für Cranberries nachgewiesen. Die Cranberry-Kapseln wurden dabei besser vertragen als der Saft. Gesagt werden muss, dass es 2012 eine andere große Vergleichsstudie (eine sog. Cochrane Studie) gab, die diese Wirkung für Cranberries eben nicht nachgewiesen hat.
Die Verwendung von Milchsäurebakterien (Stämme Lactobacillus RC14 und GR1) als Scheidenzäpfchen findet Erwähnung. Allerdings gibt es keine Studien, die einen Vergleich gegen ein Plazebo durchführten bzw. die Milchsäurebakterien wurden nur nach einer antibiotischen Vorbehandlung verwendet.
In zwei Studien wurde eine positive Wirkung von Akupunktur gezeigt, wobei auch hier nur eine kleine Anzahl von Patienten eingeschlossen wurde.
Bei älteren Damen kann die örtliche Behandlung mit Östrogenzäpfchen die Häufigkeit von Blasenentzündungen senken. Östrogentabletten haben diese Wirkung nicht.
Hier wird nur das Urovaxom erwähnt. Hierbei handelt es sich um eine Mischung von abgetöteten E.coli Erregern. Es kam darunter zu einer Senkung des Risikos auf eine erneute Harnwegsinfektion um knapp 40%.
In unserer persönlichen Erfahrung sind mit der Strovac Impfung oder personalisierten Impfungen besser Ergebnisse zu erzielen.
Instillationen zum Aufbau der inneren Schutzschicht der Blase finden keine Erwähnung.
Es gibt immer noch erschreckend wenige Studien zu dieser weit verbreiteten Erkrankung. Übersichtsarbeiten wie diese hier können zeigen, welche Behandlungen am besten sind, wenn ich eine große Gruppe von Menschen auf einmal behandeln will. Welche Behandlung aber bei dem oder der Einzelnen am sinnvollsten ist, muss man individuell entscheiden.
Ein besonderes Problem sind Engen der Harnröhre.
Infekte können zu einer Verengung des Harnröhreneinganges führen. Dadurch kann es zu einer Verschlechterung des Harnstrahls bis hin zu Restharnbildung kommen. Diese Störung in der Blasenentleerung wiederum kann zu Blasenentzündungen führen. Gerade bei Frauen entsteht hieraus oft ein Teufelskreis aus Entzündung, Verschlimmerung der Verengung und daraufhin Verschlimmerung der Entzündungen.
Eine Enge der Harnröhre bei der Frau ist leicht zu beheben und führt oft zu einem schnellen Verschwinden der Probleme.
Weiteres Symptom einer Harnröhrenenge kann das Bild einer Reizblase oder überaktiven Blase sein. Wird bei gehäuften Harnwegsinfekten oder bei Symptomen einer Reizblase in der urogynäkologischen Untersuchung eine Enge nachgewiesen, ist dies durch einen kleinen Eingriff zu beheben.
Unter örtlicher Betäubung wird ein kleiner Einschnitt, der wenige mm lang ist, an der Harnröhrenmündung im Bereich der Scheide durchgeführt. Der Einschnitt wird so vernäht, daß eine Wiederkehr der Enge sehr selten ist.
In den ersten Tagen nach dem Eingriff kann es zu kleinen Blutungen kommen, die in der Wäsche oder bei der Genitalhygiene auffallen. Relevantere Blutungen sind sehr selten. Denkbar sind weiterhin Wundheilungsstörungen, die z.B. zu einer erneuten Enge führen könnten. Eine solche Wiederkehr der Enge ist bei dieser Technik aber sehr selten.