IPP-Penisverkrümmung

Erkrankung und Symptome einer Penisverkrümmung/IPP.

Die IPP (Induratio Penis Plastica) ist eine chronische Erkrankung der Penisschwellkörper. Sie wird im amerikanischen Sprachraum auch als Peyronies Disease bezeichnet. Die Erkrankung ist nicht selten, je nach Studie sollen bis zu 8% aller Männer betroffen sein. Typische Symptome sind tastbare Veränderungen am Penis, die häufig mit einer Verkrümmung oder Abknickung und im späteren Verlauf auch mit einer Verkürzung des Penis zusammen auftreten. Auch eine reine Einschnürung des Penis, „Sanduhrartig“ oder eine Verkürzung des Penis kann sich zeigen. Oft wird die Potenz schlechter. Die Verkrümmung bzw. die Abknickung des Penis beginnt meist sachte, kann aber bei fortschreitender Erkrankung bei 90° liegen. Neben der oft massiven psychischen Belastungen wird bei einer stärkeren Knickbildung das Einführen des Penis zum Geschlechtsverkehr unmöglich. Zusätzlich können Schmerzen im Penis und eine generelle Erektionsstörung auftreten.

"Bei der IPP gibt es viele innovative Therapiemöglichkeiten."

Dr. Oliver Gralla

Penisabknickung durch Schwellkörperplaque bei Induratio Penis Plastica – IPP

Bessert sich die IPP von alleine?

Wir hören häufig, dass den Patienten zu einem Abwarten geraten wird, weil die IPP „schon wieder von alleine zurückgeht“. Diese Aussage lässt sich durch Studien leider nicht belegen. Tatsächlich sind spontane Heilungen bei der IPP selten und kommen nur in ca. 16% der Fälle vor.

In der stabilen oder chronischen Phase ist einen dauerhafte Schädigung entstanden und es treten über mindestens 6 Monate keine Änderungen mehr auf. Das bedeutet zum Einen, dass die Beschwerden normalerweise nicht schlimmer werden, aber eine Besserung von alleine ist ebenfalls nicht mehr zu erwarten. In der chronische Phase kann es zu Verkalkungen im Bereich der Vernarbungen auftreten.

Warum kommt es zum Knick des Penis bei der IPP?

Durch die verstärkte Bindegewebsbildung und Umwandlung des normalen Bindegewebes des Schwellkörpers in den Narbengewebstyp ist dieser weniger dehnbar. Dadurch können sich die Schwellkörper nicht mehr komplett entfalten, was zu einer Verkürzung des Penis und Knickung in die Richtung des Plaques entsteht. Am häufigsten sind Knickung des Penis nach oben (die Eichel zeigt in Richtung Bauchnabel) oder zur Seite.

 

„Das oberste Ziel der Behandlung ist es eine nicht tolerierbare Knickung und irreversibel Schädigung schon in der Frühphase zu verhindern.“

Dr. Marc Birkhahn

Diagnostik einer IPP (Induratio Penis Plastica):

Zur Einschätzung des Krankheitsverlaufes wird zunächst eine körperliche Untersuchung der Schwellkörper durchgeführt. Darüber hinaus werden bei uns zu Beginn und im Laufe der Therapie Einschätzungen des Schmerzempfindens und der Lebensqualität bzgl. der Erkrankung und des Therapieerfolges dokumentiert.

Es ist wichtig den exakten Winkel der Knickbildung bzw. das Ausmaß der Einschnürung bei der IPP objektiv einzuschätzen, damit wir Ihnen eine realistische Einschätzung des Erfolges von nicht operative und operativen Maßnahmen geben können. Hierzu sind Photos des Penis bei Erektion von oben, von vorne und von der Seite sehr hilfreich. Außerdem erlauben solche Photos vor und während der Therapie den Erfolg zu messen und zu verfolgen.

Eine Alternative ist eine sogenannte SKAT Messung bei der nach der Injektion eines Medikamentes in den Schwellkörper, also einer Spritze in den Penis, eine Winkelmessung erfolgt. Die meisten unserer Patienten entscheiden sich dafür, Photos von zuhause mitzubringen.

Des Weiteren ist eine sonographische Untersuchung unerlässlich, um die Veränderungen zu Objektivieren und ggf. Verkalkungen zu erkennen. Im individuellen Fall können Hormonuntersuchungen und Untersuchungen von einzelnen Blutwerten des Stoffwechsels sinnvoll sein, um verursachende Begleiterkrankungen zu diagnostizieren.

Unsere YouTube Videos zum Thema.

Therapie einer IPP (Induratio Penis Plastica):

Es bestehen je nach Symptomatik, Verlauf der Erkrankung und individuellem Befund verschiedene Therapieoptionen:

MEDIKAMENTÖS:

Entzündungshemmer
PDE-5-Hemmer
Medikamentöse Oxygenierung
Angiogenese-Agonisten
Antioxidantien
Hormontherapie

MASSAGE/DEHNUNG:

Manuelle Modellationen
Vakuum-Pumpen
Dehnungsapparat

Lokale Therapie einer IPP (Induratio Penis Plastica) mit einer Extrakorporale Stoßwellentherapie – ESWT:

Therapie einer IPP (Induratio Penis Plastica) bzw. Penisverkrümmung mit einer Extrakorporale Stoßwellentherapie – ESWT Behandlung in Köln.

Mit der Extrakorporalen Stoßwellentherapie steht zum ersten Mal in der Behandlung der IPP ein Verfahren zur Verfügung, welches direkt vom behandelnden Arzt aktiv im betroffenen Gewebeabschnitt eingesetzt werden kann. Durch die fokussierten Stoßwellen lassen sich krankhafte Entzündungsreaktionen im Gewebe mildern, Regenerations- und Gefäßneubildungsprozesse anstoßen und dadurch die Plaques im Schwellkörper „aufweichen“.

Dies erlaubt es, dass in Kombination mit speziellen Dehnungsübungen und Verwendung von Penisstreckern eine realistische Hoffnung auf Verbesserung der Situation nach einigen Sitzungen zu erwarten ist. Die Therapie sollte möglichst früh und in einem multimodalen Ansatz erfolgen. D.h. zur ESWT sollten neben den Dehnungsübungen auch eine spezifische medikamentöse Therapie eingeleitet werden. Bei sehr hochgradiger Knickbildung – gerade in der chronischen Phase – müssen wir uns sehr kritisch darüber unterhalten, welches Ergebnis realistischerweise erzielt werden kann.

Es bestehen Weitere lokale Therapieoptionen, die allerdings als invasiv, kompliziert und nur mäßig erfolgversprechend gelten. Der Vollständigkeit halber sind diese ebenfalls aufgeführt.

Injektionen in den Plaque

Xiapex bei IPP

Über einige Zeit wurde große Hoffnung in ein Medikament namens Xiapex gesetzt. Dieses Mittel löst als sogenannte Collagenase Bindegewebe, also auch das narbige Gewebe bei der IPP, auf. Xiapex ist ein Arzneimittel, das in den Plaque bei IPP gespritzt werden kann. Das Problem und die Gefahr dabei war immer schon, dass neben dem krankhaften Narbengewebe auch normales Schwellkörpergewebe „angedaut“ werden kann. Dies führte im Extremfall zu einem Loch im Schwellkörper, was offensichtlich eine sehr schwere Komplikation darstellt. Die Ergebnisse waren mit einer durchschnittlichen Besserung der Krümmung um 15° passabel. Die Kosten-Nutzen Einschätzung war allerdings insgesamt so schlecht, dass die Herstellerfirma die Herstellung von Xiapex 2019 komplett eingestellt hat.

 

PRP bei der IPP – Ein neuer Therapieansatz für die Induration penis plastica mit Eigenblut

In verschiedenen Bereich der Medizin wird thrombozytenreiches Blutplasma aus Eigenblut mit Erfolg eingesetzt. Am bekanntesten sind der Nutzen in der Orthopädie bei der Behandlung von Sehnenverschleiß und Gelenkproblemen oder in der Schönheitschirurgie zur Faltenbehandlung oder zur Therapie des Haarausfalls. Bei dieser Technik wird das eigene Blut des Patienten so aufbereitet, dass Blutplasma mit einem hohen Anteil an Blutplättchen und Wachstums- und Reparaturfaktoren entsteht. Dieses wird an die entsprechende Stelle der Wirkung injiziert. Auf diese Weise werden die natürlichen Heilungsprozesse des eigenen Körpers auf hochintensive Weise angeregt.

Der Einsatz der PRP bei der IPP ist eine sehr innovative Therapie für die aktuell keine großen Studien existieren. Eine aktuelle Studie wird an der University von Miami durchgeführt. Aus den bereits vorliegenden einzelnen Fallberichten und den Erfahrungen aus vergleichbaren Erkrankungen in der Orthopädie halten wird diese Therapie für sehr vielversprechend in ausgewählten Fällen.  

 

Operation einer IPP (Induratio Penis Plastica) – Penisverkrümmung:

Bei länger bestehenden Erkrankungen und deutlich sichtbaren Veränderungen kann bei Einschränkungen der Fähigkeit zur Durchführung des Geschlechtsverkehrs eine Operation sinnvoll sein. Dabei muss ganz klar gesagt werden, dass das Ziel der Operationen der IPP ausschließlich die Begradigung des Penis ist. Das Ziel der OP bei IPP ist es nicht die Potenz zu bessern, Ziel ist nicht den Penis wieder zur alten Länge zu bringen, Ziel ist nicht eine Einschnürung zu optimieren, Ziel ist nicht den Schmerz zu beseitigen und das Ziel ist es auch nicht den Knubbel zu entfernen. Das Ziel ist ausschließlich den Penis zu begradigen. Hierbei gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Operationstypen zur Aufrichtung einer Abknickung oder Verkrümmung des Penis:

  1. Raffung der Schwellkörper (OP nach Nesbit oder OP nach Schröder-Essed): Hierbei werden an der Schwellkörperseite entgegengesetzt der Narbigen Veränderungen Raffungsnähte angelegt, so dass sich der Penis aufrichtet. Die Operation ist relativ zügig und mit wenig Risiken und Komplikationen durchzuführen. Hierbei kommt es allerdings grundsätzlich zu einer Verkürzung der Schwellkörperlänge.
  2. Plastische Verfahren bei denen ein Kunstgewebe, heutzutage meist eine Art künstliches Bindegewebe zur Verlängerung des Schwellkörpers genutzt wird. Der Plaque wird dabei nicht zwingend entfernt. In der Literatur werden Impotenzraten von bis zu 30% nach solchen OPs beschrieben, da es leicht zu Verletzungen von Penisnerven kommt. Auch Taubheitsgefühle der Penishaut sind häufig. In Händen von erfahrenen Operateuren scheinen diese Zahlen allerdings deutlich besser zu sein.

Verlauf der Erkrankung/Therapieerfolg

Mit der o.g. multimodalen Therapie ist je nach Anfangsstadium eine recht hohe Wahrscheinlichkeit gegeben, dass es zu Besserungen der Symptomatik kommt. Ob der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt werden kann, ist unklar und abhängig vom Stadium der Erkrankung. Grundsätzlich gilt: Je früher die Therapie begonnen wird, desto besser die zu erwartenden Ergebnisse.

Welche Therapie für in Ihrer individuellen Situation die richtige ist, kann nur in einem persönlichem Gespräch.

Kostenübernahme

Es gibt ein einziges zugelassenes Medikament zur Behandlung der IPP: Das seit vielen Jahren bekannte Medikament Potaba. Diese Therapie wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Als Teil eine Gesamtstrategie kann der Einsatz von Potaba sinnvoll sein, allerdings ist die alleinige Verwendung gerade in einem fortgeschrittenen Stadium sehr wenig erfolgversprechend. Bei anderen Therapien handelt es sich häufig um orthomolekulare oder sogenannte „off-label“ Therapien, so dass die Kosten vom Patient getragen werden müssen. Die ESWT-Behandlung ist bei gesetzlich versicherten Patienten grundsätzlich nicht über die Krankenkasse abgedeckt, kann aber als Selbstzahlerleistung in Anspruch genommen erden.

Als privatversicherter Patient sollten Sie anfragen ob Ihre Krankenkasse die Kosten ganz oder teilweise übernimmt. Dies hängt stark von der Krankenkasse und ggf. auch vom bearbeitenden Sachbearbeiter ab.

Mehr zum Thema extrakorpolare Stosswellentherapie (ESWT) finden Sie hier oder wir informieren sie in einem persönlichem Gespräch.